[Buenos Aires] Die heutige Stadt ist von einer wilden Mischung aus Epochen und Baustilen geprägt. Auch wenn die letzten Jahrzehnte wirtschaftlicher Instabilität und schwacher Staatsfinanzen im Stadtbild ihre Spuren hinterlassen haben, so glitzert doch an vielen Stellen der Stadt eine alte Pracht durch, die von einem sehr selbstbewussten und wohlhabenden Bürgertum zeugt. Das „goldene Zeitalter“ von Buenos Aires konnte mit dem neuen Hauptstadtstatus 1880 starten und endete nach allgemeiner Einschätzung abrupt mit der Weltwirtschaftskrise 1929.
In den 50 Jahren dazwischen gab es offenbar sowohl das Bedürfnis nach nationalen Symbolen (Oper, Plätze, Denkmäler, …), nach privater Repräsentation im Alltagsleben (Villen und Stadthäuser), im Handel (Warenhäuser) und im Tod (Friedhof Recoleta). Die Stadt wird oft mit Paris verglichen, weil die bürgerliche Elite sich vollständig am europäischen Trendsetter seiner Zeit orientierte. Viele erste Hochhäuser und viele Warenhäuser dieser Zeit könnten aber auch in London oder New York stehen. Allerdings wirken viele der alten Schönheiten heute eher angegraut, manche sind Ruinen (wie das leerstehende Warenhaus Harrods in der Nähe der belebten Calle Florida). Wenige sind zeitgemäß saniert und herausgeputzt, wie etwa das Teatro Colon.
Die Ressourcen für den öffentlichen und privaten Prunk lieferte die starke ökonomische Entwicklung des Landes (Argentinien galt Anfang des 20. Jahrhunderts als reichstes Land der Erde) sowie die exorbitanten Gewinne der kleinen weißen Elite in der Hauptstadt. Anders als in den USA durften Immigranten kein Land erwerben, dies war den inländischen Eliten vorbehalten, die insbesondere von der Erschließung und Bewirtschaftung der südlichen Regionen übernahmen. Diese Gebiete der „Indios“ hatte ihr General Roca in einem blutigen Eroberungsfeldzug 1879 erobert und in den neuen Staat bzw. in die moderne Beutegemeinschaft einbringen können. Argentinien spricht bei dieser Landnahme von der „Campana del Desierto“ (Wüstenfeldzug), andere sprechen von einem Genozid an der indigenen Bevölkerung, die allen Konquisadoren zum Trotz ihr Land über fast 400 Jahre erst gegen die Spanier und dann gegen die Argentinier verteidigen konnten.
Aber jetzt sollten wir lieber die Bilder sprechen lassen …