Eine absolut positive Überraschung, die wir fast täglich neu genießen, ist die Trinkkultur in Galicien: Es wird immer etwas zum Trinken gereicht. Der Cafe con leche wird mit Kuchenstücken und (wie hier im Bild) manchmal zusätzlich mit Churros gereicht. Das kann schon mal ein kleines Frühstück ersetzen. Das Ganze für 3,20€ für zwei Kaffee inkl. Gebäck. Überhaupt sind einige Produkte deutlich günstiger als in Deutschland, dazu gehören neben den Kaffees die Angebote in den Tapas-Bars sowie Bäckereien und der öffentliche Nahverkehr. Dafür sucht man Bio-Läden eher vergeblich und wenn man mal auf eine Art Drogerie & Kräuterladen mit einem halben Dutzend frischen Bio-Produkten stößt, dann sind das richtige Apothekenpreise. Trotzdem bleibt die Freude ungetrübt, dass man aber überall und jederzeit sehr guten Kaffee bekommt und das mit kleinen Aufmerksamkeiten und zu wirklich zivilen Preisen
Die Kaffeekultur ist das morgendliche Pendant zum abendlichen Aperitivo (hier auch als „Tapeo“ bekannt). Mit Aperitivo bezeichnet man nicht nur das Getränk, sondern auch die sehr sympathische Gewohnheit der Spanier, sich mit Freunden am späten Nachmittag bzw. frühen Abend in einer Bar zu treffen und sich bei Wein/ Bier sowie Chips und Kleinigkeiten über Gott und die Welt zu unterhalten. Um diese Zeit sind die Innenstädte selbst kleinster Orte bevölkert, die Tische stehen auf dem Bürgersteig und der größere Teil der spanischen Gesellschaft scheint sich eine genussvolle Auszeit zu gönnen.
Wüssten also nicht, worüber wir hier aktuell klagen könnten angesichts der Kaffeelage, der guten Weine, der entspannten Stimmung und spektakulärer Sonnenuntergänge. Letztlich erweist sich dieser Fleck Erde als der richtige Ort, um zu Schreiben, zu Lesen, zu sich zu kommen und sich langsam auf die spanische Kultur einzulassen.
Wenn denn gemeckert werden muss (immerhin kommen wir aus Berlin), dann könnte man doch mal über das Wetter reden. Ende September bzw. Anfang Oktober häufen sich die Regentage, allerdings bei sehr milden Temperaturen. Regentage bedeutet hier wirklich REGEN-Tage; „ergiebige Regenfälle“ kennen wir ja auch zunehmend aus Deutschland, aber was hier an Wasser runterkommt, das ist gewaltig und am Hang wohnend macht man die Erfahrung, dass sich die Wassermassen in der Natur ihre eigenen Wege suchen. Hier werden die steilen Dorfstraßen und die Waldwege zu echten Bächen, die rauschen noch am Tag danach geräuschvoll nach unten und suchen sich ihren Weg in den Atlantik. Das Schöne dabei: Schon am gleichen Tag (spätestens am Tag danach) kann die Sonne wieder relativ kräftig durch die Wolken brechen und es ist wieder Spätsommer-Stimmung mit ein paar Stunden am Strand. Schön, dass sich das Wetter noch nicht nach den Menschen richtet, sondern die Menschen ihren Alltag hier nach dem Wetter organisieren. Man wird insgesamt gelassener, wenn’s schüttet, bleibt man eben drin. Das gilt auch für’s Kaffeetrinken & den Tapeo.