[Buenos Aires] Wenn man eine Weile durch diese Stadt geht, dann fallen die vielen großflächigen Graffitis auf, die in den innerstädtischen Bezirken – insbesondere San Telmo, Palermo und La Boca – das Straßenbild prägen.
Die Stadt fördert die teilweise riesigen Werke mit öffentlichen Geldern und sorgt damit offenbar für weniger Schmierereien und mehr Farbe in den Straßenzügen (sowie eine gewisse Entpolitisierung).
Auffällig ist die eher geringe Präsenz politischer Motive und Botschaften. Gerade in Zeiten zunehmender sozialer Ungleichheiten und mit einem selbsternannten „Anarchokapitalisten“ an der Macht, hätte man ein Feuerwerk an politischer Streetart vermutet. Stattdessen dominieren eher unpolitische Motive, im besten Fall die Darstellung „einfacher“ Menschen aus den Nachbarschaften.
In einer zweistündigen Führung zu Streetart im – völlig gentrifizierten – Viertel Palermo fand sich ein einziges politisches Graffiti, das zwei Opfer der Militärdiktatur von 1976 – 1983 zum Gegenstand hatte. Die Qualität der Werke ist sehr unterschiedlich, die Motive konzentrieren sich auf florale Darstellungen und natürlich zwei Nationalheiligtümer: Fußball und Mafalda! Maradona und Messi sind allgegenwärtig, mal mit, mal ohne Heiligenschein.
Malfalda ist als argentinisches Eigengewächs weniger dominant, dafür sowohl auf den Wänden als auch in den Läden in jeder beliebigen Vermarktungsform zu erhalten.
Wenn Graffiti ein Spiegel der Unzufriedenheit einer Gesellschaft ist, dann hat der Anarchokapitalist Milei Glück, denn der soziale Siedepunkt scheint aktuell noch nicht erreicht zu sein …
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