[Caye Caulker/ Belize] Nach dem großen, gefährlichen Mexiko geht’s ins kleine, beschauliche Belize. Hat was vom Saarland Südamerikas: eigentlich nur eine einzige Häuseransammlung, die man Stadt nennen kann und ein winziger Flächenstaat. Belize hat knapp 400.000 Einwohner*innen und entspricht damit ungefähr einem Berliner Bezirk. Größte Stadt ist Belize-„City“ mit knapp 64.000 Menschen. Wer denkt, das ist die Hauptstadt, irrt: Hauptstadt ist die 1970 erfolgte Neugründung „Belmopan„, dort wohnen und arbeiten ca. 27.000 Menschen, der überwiegende Teil davon Regierungsbeamte.
Kaum ist man mit dem Bus in dieses Land reingefahren ist man auch schon wieder draußen. Wenn rein statistisch 0,01% der Bevölkerung Kriminelle sind, dann sind das gerade mal 40 belizische Verdächtige … kaum der Rede wert und wir sind ihnen definitiv nicht begegnet, sehr chillig hier. Das gilt natürlich erst recht für die eigentlichen Hotspots Belizes, die der Küste vorgelagert sind: karibische Inseln vom Feinsten, schön heiß, schön schwül, schönes Meer, schöne Palmen und schön viel los. Wir hatten Caye Caulker als Ziel ausgewählt und liefen nach Ankunft in Belize-„City“ die paar Meter zum Wassertaxi, das uns in knapp 50 Minuten zur karibischen Insel brachte. Man kommt aus dem Staunen nicht raus: das Wasser ist wirklich türkis, der Sand hellweiß, das Meer seicht und klar und das einzig Nervige ist der Schweiß, der ununterbrochen aus den vollständig geöffneten Poren schießt und kontinuierlich an einem herabfließt. Aber das hatten wir mitgebucht.

Caye Caulker ist eine lange Sandbank, die in den letzten Jahren stark bebaut wurde, aber immer noch den Charme einer Insel mit improvisierten Hütten, Buden, Bars und Supermärkten hat. Man bewegt sich mit – in der salzigen Luft allesamt – erodierenden Fahrrädern oder Golf-Carts fort, es liegt viel Musik in der Luft und die Stimmung ist insgesamt sehr entspannt. Sogar die Saison ist nicht „low“ sondern „slow“. Auch das einzig bedeutsame Verkehrsschild der Insel lautet „Go slow“. Keiner strengt sich übermäßig an (wäre bei der Luftfeuchtigkeit ab 9 Uhr auch Wahnsinn), alle halten irgendein Getränk in der Hand oder sitzen mit dem Getränk im Schatten hoher Palmen. Nett, aber an ein konzentriertes Arbeiten ist hier tagsüber nicht zu denken. Erst abends wird es etwas kühler und die Briese vom offenen Meer fegt erholsam über die kleine Sandbank. Man möchte nicht hier sein, wenn mal ein echter tropischer Sturm ansteht, die Insel ragt nur ein paar Zentimeter über den Meeresspiegel, die wenigsten Häuser stehen auf Ständern … Besiedlung und Bauweise wirken etwas naiv. Aber wie gesagt: alles ziemlich chillig, scheinbar baut man dann einfach alles wieder auf, wie nach dem Hurrikan Hattie im Jahr 1961.
Strom kommt übrigens nicht aus einem Solarpark, was hier absolut naheliegend wäre, sondern aus 3 großen Dieselgeneratoren, die mitten im Dorf in drei Stahlcontainern untergebracht sind und Tag und Nacht einen Höllenlärm machen und in Abgasen eingehüllt sind. Das Süßwasser gewinnt die Insel über eine (Umkehr-) Osmose-Anlage, die allerdings mit dem Wachstum der Siedlung nicht mehr nachkommt. Wo der Müll hingeht, war nicht herauszubekommen, wir hoffen mal auf Müllschiffe, die den ganzen Zivilisationsmist ans Festland zurücknehmen.



Von den Problemen moderner Zivilisation mal abgesehen, ist die Insel und ihre Fauna spektakulär. Der obligatorische Schnorcheltripp führt einen an die Riffkante des „Belize Barrier Reef“ heran, die wie eine langezogene Linie über 250 km die gesamte Küstenline von Belize (und Yucatán) entlangführt und bei Caye Caulker der Insel einige Hundert Meter vorgelagert ist (dort brechen die Wellen am Horizont). Die Korallenriffe und die entsprechenden Meeresbewohner sind definitiv einen Besuch wert. Wenn’s auch ein bißchen kribbelt: zwischen Haien, Rochen und anderem Getier zu schwimmen (alle ungefährlich, wie uns vorher glaubwürdig zugesichert wurde) ist eine Erfahrung für sich. Dieser erste Hauch von Karibik war zwar schweißtreibend, so dass wir gerne ins Inland nach Guatemala weiterreisen, aber gleichzeitig sehen wir nach diesem Vorgeschmack auch einen längeren Aufenthalt in Kuba erwartungsvoll entgegen.