[Pontevedra] Über ein Jahr liegt mein Berliner VHS-Spanisch-Kurs (A1) zurück, von dem mir nichts geblieben ist, außer dem Namen der Dozentin Maria. Seither ruht die Hoffnung auf ein Sprachbad vor Ort und zwei mehrwöchigen Intensivkursen in Galicien und später in Andalusien. Und jetzt ist es tatsächlich soweit. Das Wochenende haben wir beide mit Pons & Deepl angereichert, damit wir nicht völlig unvorbereitet in unseren Zweier-Einzelunterricht stolpern. Und das war gut, denn Christina kennt keine langen Vorreden, Einführungen oder sanften Überleitungen. Sie redet schlicht Spanisch und das eher schnell als langsam. Nach 10 Minuten ist mir klar, dass ich am falschen Ort bin, während Uli radebrechend aber munter mithält. Nach 20 Minuten packt mich der Ehrgeiz und ich improvisiere, frage und mogele (deeple!) was das Zeug hält. Was VHS-Maria über 3 Monate verteilt hat, jubelt uns Christina an einem Tag unter. Die Tafel füllt sich mit mehr oder weniger erfassbaren Einträgen, der Tisch füllt sich mit Arbeitsblättern und der Kopf brummt am Ende der zwei Stunden. Ich tröste mich mit der Erkenntnis: „Lieber überfordert als unterfordert“ und der Tatsache, dass wir „nur“ dreimal die Woche das Sprachbad nehmen müssen.
Bereits in der ersten Stunde stoßen wir unweigerlich auf das Spanische „R“, an dem wir Deutsche überwiegend scheitern. Irgendwie soll die Zungenspitze hinter die oberen Schneidezähne, mit ausgesucht geringem Druck. Dann vorne vibrieren lassen und „Perro“ sagen. Easy! Hilfsweise „einfach“ den Zungen(spitzen)brecher „El perro de Rita me irrata“ zwanglos vor sich hinsprechen, geht angeblich auch unter der Dusche.
Die sperrigen Perros begegnen uns aber nicht nur im Sprachunterricht. Zwei Makel hat das Land hier in Bezug auf Hunde: Erstens gibt es keinerlei Hundestrände und alle (!) Strände sind mit einem Hundeverbotsschild versehen. Angesichts der Fülle an Stränden und deren Weite erscheint das etwas übertrieben, aber gut, man passt sich den Sitten das Gastlandes an. Zweitens hat hier auf der Halbinsel wirklich jedes Haus einen Hund, der offenbar wenig Auslauf hat und viel Reviergehabe entwickelt. Der abendliche Spaziergang mit unserem Hund gestaltet sich fast konzertant: man startet mit Milou in die laue, ruhige Nacht und sinniert über grundsätzliche Fragen des Lebens. Dann stößt man auf das erste Haus und das erste Biest schlägt an. Das ist kein einfaches Anbellen sondern ein satanisches Wegbellen. Herr und Hund beeilen sich um schnelles Passieren, da schlägt schon der nächste Köter im vorauseilenden Gehorsam an. So geht das von Haus zu Haus und der Weg hält einiges an Adrenalin-Schüben bereit. Das gilt insbesondere für die größeren Exemplare, die sich entweder mit dem gesamten Körper gegen das (hoffentlich stabile) Blechtor schmeißen oder an einer (hoffentlich haltbaren) Kette zerren. Das Ende vom Lied ist ein ganzes Viertel, das wir durch schlichtes Vorbeigehen in Wallung gebracht haben und ein Kolletivgebelle vom Feinsten. Wir sind schon längst wieder im heimischen Appartement, da ist das Kläfferkonzert erst langsam am Abklingen. Es ist nicht nur Ritas Hund, der hier irritiert …
Um positiv zu enden: Man stößt generell (jenseits der Strände und der unmittelbaren Hauseingänge) auf viel Akzeptanz für Hunde und ständig wird der eigene Hund für süß befunden und völlig fremde Menschen sprechen im unverständlichsten Spanisch, aber in verzückter Tonlage mit unserem Hund. Generell gehören Hunde hier zum Leben dazu und es gibt Restaurants, die explizit am Eingang mit Schild feststellen, dass Hunde gerne gesehen sind. In diesen Fällen muss man wenigstens nicht mit seinem rudimentären Spanisch und dem völlig verunglückten „RR“ danach fragen, ob der Perro mit eintreten darf …