[Cordoba/ Mendoza] Zur Erholung mal weniger Gedanken und mehr unmittelbare Reiseeindrücke. Wir sind wie geplant nach zwei Wochen Buenos Aires mit dem Bus – 10 Stunden an endlosen Maisfeldern vorbei – nach Cordoba gefahren und haben uns diese zweigrößte Stadt Argentiniens, die stark vom ihrer Universität geprägt ist, eine Woche lang angeschaut. Man braucht eine Weile, um mit dieser Stadt warm zu werden, aber sie hat dann doch mehr zu bieten, als man zu Beginn auf den ersten Blick vermutet. Eine ganze Reihe von Museen, Reste des Jesuiten-Komplexes (größtenteils heute Universität) und nette Kultur- und Kneipenecken im Umkreis des Güemes-Viertels. Negativ sind uns zwei Dinge aufgefallen: die Stadt hat gegenüber dem deutlich größeren Buenos Aires ein Müllproblem, das man leider kaum ignorieren kann (ganz anders Mendoza, wo die städtische Führerin zweimal Fotos zur Dokumentation von Müll gemacht hat und das unmittelbar an die Stadtverwaltung geleitet hat). Zweitens war das Museo de la Memoria aus fadenscheinigen Gründen geschlossen, auch hier merkt man die Auswirkungen des Geschichtsrevisionismus in Bezug auf die Militärdiktatur, die die Regierung Milei landesweit betreibt).
Empfehlenswert ist auch ein Ausflug in das Städtchen Alta Gracia, wo wir eine „Enstancia“ der Jesuiten besucht haben und natürlich das Kindheitshaus von Che Guevara, in dem er bis zum Alter von 16 seine Jugend verbracht hat.
Nach einer Woche Cordoba ging es mit dem Bus – 11 Stunden an endlosen Feldern vorbei – weiter nach Westen in die drittgrößte Stadt Argentiniens: Mendoza. Diese Stadt ist eine faktische Neugründung nach einem verheerenden Erdbeben in 1861. Die Stadt wurde versetzt wieder aufgebaut und hat durch die weiten Alleen, vielen Plätze (die der Evakuierung bei Erdbeben dienen) und der vielen Bäume, die durch Wassergräben am Straßenrand versorgt werden, viel Charme. Sie ist deutlich organisierter als Cordoba, deutlich überschaubarer als Buenos Aires und vereint doch alle argentinischen Vorzüge (freundliche und gesprächsbereite Menschen, eine entspannte Grundatmosphäre, viele sehr einladende Cafés und gute öffentliche Infrastruktur). Erstmals kommen wir den Anden näher, die hier den Horizont (und die Sonnenuntergänge) prägen. Wenn man will, lassen sich eine Vielzahl von Freizeitaktivitäten von hier starten, uns war es aber bei Temperaturen zwischen 33 und 39 Grad mehr nach Minimalprogramm und viel Zeit auf dem schattigen Balkon. Von einer ganz kleinen Ausnahme abgesehen: Ein Gleitschirmflug in den Bergen! Am Rande die Erkenntnis: Unser Balkon hat Südausrichtung und liegt mittags im Schatten. Es dauerte eine Weile, bis uns klar wurde, dass wir hier so weit im Süden der Erdkugel sind, dass der „Süden“ aus Sicht von uns Nordeuropäer*innen jetzt im „Norden“ liegt …