[Conimbringa / Italica] Die Römer (bzw. die Mitglieder der römischen Oberschicht) hatten vor 2.000 Jahren nicht nur einen ausgeprägten Sinn für Hygiene, Luxus und Ästhetik … sie waren auch spielerisch veranlagt. Der römische homo ludens konnte es sich offenbar leisten, einen Teil seiner Villa nicht nur mit Bezügen zur antiken (in der Regel griechischen) Sagenwelt zu pflastern, sondern auch mit echten Spielbrettern.
Ein beliebtes Motiv bzw. Spiel scheint das Labyrinth des Minotauros gewesen zu sein. Uns sind auf unserer Reise innerhalb von zwei Tagen an zwei weit entfernten Orten (immerhin 500 Kilometer voneinander entfernt) zwei vergleichbare Spielbretter in den antiken römischen Fußböden aufgefallen. Das Exemplar in Conimbriga ist leider an den Ecken beschädigt, dafür ist der schreckliche Minotauros noch da und die Ausführung wirkt insgesamt etwas hochpreisiger (so z.B. die Ausführung der Türme in den Mosaiken). Das Mosaik aus Italica ist leider durch Kunstraub/ Plünderei seiner zentralen Figur beraubt, man darf sich in der Lücke jedoch den Minotauros vorstellen.
Die spannende Frage lautet: a) sind die Mosaike wirklich lösbare Labyrinthe? und b) welches der beiden Labyrinthe ist das schwierigere? Viel Spaß beim Rollenspiel des Theseus, der das Labyrinth von außen nach innen durchlief und bekanntlich mit etwas Hilfe von außen (Faden der Ariadne) den Minotaurus fand und tötete (und damit der menschlichen Opfergabe von 14 Jugendlichen aus Athen alle 9 Jahre ein Ende machte). Und das Beste zum Schluss: Das Rätsel ist ganz ohne vertiefe Lateinkenntnisse lösbar. Viel Erfolg!
Für die Unterhaltung zwischendrin: Eine weitere Gemeinsamkeit der römischen Kunst dieser Epoche (und in Conimbringa wie Italica zu besichtigen) war die Verwendung des Swastika-Symbols, bei uns gemeinhin als Sonnenrad bekannt bzw. in der deutschen Neuzeit als Nazi-Symbol („Hakenkreuz“) missbraucht. Das Symbol hat es über mehrere Tausend Jahre hinweg von Eurasien (es ist ein Symbol des Sanskrits) über Mesopotanien (beliebtes Motiv auf Münzen) in die griechische und römische Antike geschafft. Das Swastika-Symbol stand über einen Zeitraum von fast 7.000 Jahren für Wohlstand und Glück, bis die Deutschen das Ganze ins Gegenteil verkehrten.